Am Morgen vor dem Lauf fühlte ich mich irgendwie unpässlich. So, dass ich mich nach dem Frühstück noch mal für knapp zwei Stunden ins Bett gehauen habe. Ganz untypisch für mich. Aber danach ging es besser. Komische Sache.

Pünktlich zum zweiten Lauf, der Mittelstrecke, war ich vor Ort und traf dort auf die gerade angkommenden Iris und Sonja. Ich hatte nicht so ganz den Eindruck, dass sie voll motiviert seien und heiß auf den anstehenden Lauf wären. Vielleicht hätte ich im Vorwege nicht vor der blöden Steigung Angst machen sollen, die auf der Mittelstrecke gleich 2x zu erklimmen sein sollte. Ich musste meine kompletten rhetorischen Fähigkeiten aufbringen, dass sie nicht ihre Sachen wieder einpackten und nach Hause fuhren. Spaß beiseite, so schlimm war es nicht. Sie haben sich dann doch noch an die Startlinie getraut und es m.E. auch schadlos überstanden ;-)
Für den letzten Lauf des Tages, der Kurzstrecke, stand Angelika mir zur Seite. Allerdings meinte sie, komplett außer Form zu sein, weil sie so lange verletzt gewesen sei und nun nicht richtig in Schwung komme. Das wollen wir doch erst Mal sehen, dachte ich bei mir und reihte mich in die zweite Startreihe ein. Wohlwissend, dass als erstes die fiese Treppe mit einer langgezogenen Steigung auf mich/uns wartete. Letzten Sonnabend hatte ich bereits vor Ort drei Mal diese Steigung getestet, um mein Tempo und den richtigen Rythmus rauszufinden. Daher gab ich nach dem Startschuss entsprechend Gas und lief unter den ersten Zehn liegend die Stufen hoch. Dadurch konnte ich prima frei laufen, ohne in einen Stau zu kommen.
Am Ende der Treppe reduzierte ich das Tempo ein wenig und ließ links neben mir die Spur für die etwas Schnelleren frei. Aber so viele waren es gar nicht, die sich an mir vorbeischoben. Ich war ganz überrascht. Lag vermutlich daran, dass wir den letzten Lauf des Tages bestritten und die Mehrfachstarter nicht mehr ganz so spritzig unterwegs waren. Kilometer 1 piepste bei 4:57 Minuten und lag in dem Korridor, den ich mir letzten Samstag rausgearbeitet hatte. Es kann übrigens sein, dass die hier genannten Splitzeiten nicht ganz mit der vom Veranstalter genannten Streckenlänge von 3.200 Metern übereinstimmen. Ist halt die allseits bekannte GPS-Unschärfe auf winkligen und/oder verschatteten Kursen.
Auf dem zweiten Kilometer hatte sich das Feld sortiert und es kam kaum noch zu Überholvorgängen. Die Bergabpassagen ließ ich es laufen und hielt mich im sicheren Abstand zur dritten Frau. Topografiebedingt die vormals erkämpften Höhenmeter wieder vernichtend, lag Split #2 bei 4:28 Minuten. Bis kurz vor der Singletrailpassage hatte ich fast wieder zu meiner Vorläuferin aufgeschlossen, konnte und wollte aber nicht attackieren.

Dann kam der Hang Richtung Zielgerade. Ich hörte einen (oder mehrere?) Läufer hinter mir und zog meine Schritte immer länger. Unten angekommen klemmte ich weiter hinter der Drittplatzierten und ließ mich ihrem Spurt folgend ins Ziel ziehen, während von hinten keine weitere Gefahr drohte. Splitzeit #3 lag bei 4:15 Minuten, allerdings meinte meine Uhr, dass ich nur knapp 3 Kilometer gelaufen sei.
Hat jedenfalls richtig gut geklappt am heutigen Tag. Bin zufrieden mit meiner Leistung und einem Finish unter den Top-20, zumal ich mich ja am Morgen nicht so gut gefühlt hatte. Und was war mit Angelika, die ja angeblich sooo unfit war? Klassensieg in ihrer AK und die Qualifikationsnorm für die Deutschen Meisterschaften im Understatement geschafft ;-) Glückwunsch!
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Streckenkarte (Anklicken für Details)
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