Schon eine Woche nach dem
Bramfelder See-Lauf stand das nächste Betriebssport-Event an. Ich weiß auch nicht, was mich geritten hat, mich für die 1.500 Meter und das Speerwerfen anzumelden, aber seis drum. Anmeldung verpflichtet ;-) Die Achillessehne hatte den letztwöchigen Lauf einigermaßen überstanden, so dass ich mich
wie im April auf zum Stadion am Stadtpark machte.
Die Jahnkampfbahn selbst präsentierte sich ein wenig düster. Eigentlich war nur am Nachmittag Regen angekündigt und Abends sollte es trocken sein. Aber das war ein Trugschluss und die dunklen Wolken deuteten es schon an.
Aber erst Mal war das Wetter ok und mit 16°C sogar recht warm, so dass ich mich für Radhose und Trägerhemd entschied, um möglichst viel eigene Wärme abgeben zu können. Das Warmmachen in dem quirligen Gewusel des Stadions war für mich (wie jedes Mal) faszinierend. In der einen Kurve versuchte ein Trainer dem Nachwuchs leichtathletisches Können beizubringen, Jugendliche und junge Erwachsene machten auf der Gegengerade Steigerungsläufe und die BSVer absolvierten die 100 Meter oder tummelten sich an der Diskusanlage.
Und für uns ging es um 18:00 Uhr zur Sache. Von den 21 Vorangemeldeten standen letztendlich 6 Männer und 7 Frauen an der Startlinie. Aufgrund meiner Achillessehne hatte ich mich zwei Tage vor dem Lauf testhalber auf die Bahn begeben und für mich rausgearbeitet, dass das Ziel des Tages bei einem 4er Schnitt bzw. am Ende knapp drunter liegen sollte. Mehr traute ich mir aktuell noch nicht zu. Für dieses Vorhaben hatte ich mir wieder einen Timer gesetzt, der alle 24 Sekunden ein Signal von sich gab.
Gleich nach dem Startschuss flogen zwei Airbus-Renner auf und davon und ich setzte mich an die Spitze der Verfolger. So toll fand ich das Szenario nicht, da es mich an meinen Quasi-Sololauf über 800m im April erinnerte. Gut, nach 300 Metern überholte mich ein Haspa-Mann, den ich aber vom Hallensportfest kannte und wusste, dass ich sein Tempo eh nicht mitgehen konnte. Also trabte ich weiter alleine für mich. Die Splitzeit bei 400m lag bei 1:28 Minute, also 8 Sekunden Puffer rausgearbeitet.
Anfangs der zweiten Runde schob sich der zukünftige Gewinner meiner Altersklasse vorbei, bei dem ich auch wusste, dass ich sein Tempo nicht mitgehen konnte. Also wieder weiter alleine laufen. Leider war auf dieser zweiten Runde dann bei mir der Punch verlorengegangen, den ich noch auf der ersten Runde verspürt hatte. Vielleicht war ich auch ein wenig zu schnell angegangen. Jedenfalls registrierte ich für die zweite Runde 1:40,5 Minuten, sprich mein Puffer reduzierte sich auf 3,5 Sekunden und die Piepser an der Uhr machten deutlich, dass mich langsam der 4er Schnitt ein- und bald überholt.
Trotzdem kam der Punch nicht zurück und ich schleppte mich mehr tot als lebendig über die dritte Runde. Beim Überlaufen der Ziellinie überholte mich die erste Frau, aber auch hier konnte bzw. wollte ich nicht dranbleiben und ließ sie ziehen. Runde drei lag bei 1:43,5 Minuten, demzufolge hatte sich der Puffer aufgelöst und ich hatte auf einmal 4 Sekunden Rückstand auf den geplanten 4er Schnitt (was mir in dem Moment echt egal war).
Bis 240m vor dem Ziel war meine Pace auf 4:20 Minuten abgesackt, als ich langsam wach wurde. Spontan spang der Speed auf 4:00 Minuten und steigerte sich bis zur Zielüberquerung stetig bis auf 3:21 Min./km. Ok, die 3:13, die ich über 800m im Zielsprint draufhatte, waren es nicht, trotzdem schaffte ich noch 7 Zehntel rauszuquetschen und mit 5:59,3 Minuten mein geplantes Ziel hauchdünn zu unterbieten. Ein Turnierpferd springt ja auch nur so hoch, wie es muss, würde Thorsten jetzt vermutlich sagen.
Als Zwischenfazit muss ich feststellen, dass die 1.500 Meter am heutigen Tag zu lang für mich waren und nicht wirklich Spaß gemacht haben. Mir fehlt auf jeden Fall noch eine ganze Menge an Konstanz. Außerdem vermisse ich aktuell die Bereitschaft, noch etwas mehr in den roten Bereich zu gehen und hoffe, dass sich das bald wieder einstellt.
Als ich gerade ins Ziel gelaufen war, fing übrigens leichter Regen an, der sich dann zu einem derben Schauer auswuchs und alle Aktiven unter das Abdach der Jahnkampfbahn trieb. Glücklicherweise war es bis 19 Uhr vorbei und mein zweiter Wettkampf, das Speerwerfen konnte pünktlich beginnen.
Wiederholt fragte ich mich, warum ich mich hier angemeldet hatte. Aber lassen wir das. Erstmal versuchte ich mich in der Speerwerferszene zurechtzufinden und fand mit Malte von Airbus einen willigen Gesprächspartner. Dabei wurde mir bewusst, wie sehr ich mich normalerweise in meiner Läuferblase aufhalte und dass der Wurf- und Stoßbereich des BSV ein ganz eigenes Universum darstellt, was kaum Schnittmengen mit dem meinigen besitzt.
Bereits vor dem Wettkampf, beim Studieren der Meldeliste war mir klar, dass es in meiner Altersklasse hier und heute für mich nichts zu holen gab. Die Namen sagten mir zwar nicht so viel, aber tief im Hinterkopf hatte ich gespeichert, dass sie einen ordentlichen Bums im Arm hatten. Und den ließen sie auch direkt raus, während ich mich mit einem ersten ungültigen Versuch abfinden durfte. Leider zu flach gestellt und damit mit der hinteren Speerspitze aufgekommen.
Versuch zwei war besser, da gültig, aber die Weite erschien mir dürftig. Genau wusste ich es nicht, da pro Person mit einer nummerierten Metalltafel gearbeitet wurde, die weitergesteckt wurde, wenn man sich im Folgeversuch verbessert hatte. Mein dritter Versuch war wie der erste, sprich zu flach und ungültig. Ich hatte mir aber einen anderen Speer gegriffen, der etwas weicher war und sich für mich beim Abwurf deutlich besser anfühlte.
Daher konnte ich im vierten Versuch auch meine Weite überbieten, lag aber weiterhin deutlich hinter den beiden "Boliden" und auch Malte hatte mehr als einen Meter Vorsprung. So genau konnte man es nicht erkennen, da die Metalltafeln bunt über den Wurfsektor verstreut waren.
Die beiden letzten Würfe schenkte ich mir, da zum einen die Kraft nachließ und ich einen leichten Druck auf der Achillessehne spürte und an der Stelle nichts anbrennen lassen wollte. Daher blieb bei mir in der Endabrechnung eine enttäuschende Weite von indiskutablen 19,98 Meter stehen, die mich allerdings motiviert, es beim nächsten Mal mindestens zwei Zentimeter besser zu machen.
Streckenkarte ;-)Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0