In meinem letzten Bericht vor guten drei Monaten erwähnte ich fast beiläufig, ich hoffte, dass die Orthopädie über den Sommer hält. Nun, hat sie augenscheinlich nicht. War blöd, ist aber so.

Anfang Mai waren wir zu einem Verwandtenbesuch an der Mosel und sind am Tag nach unserer Ankunft eine Runde auf dem Kluckertspfad gewandert. Eigentlich keine große Sache, aber da merkte ich schon, dass ich mich danach besser hätte schonen sollen. Ich wollte aber unbedingt am folgenden Tag mit meiner Nichte durch die Weinberge heizen und habe die Signale einfach wegignoriert.
So kam es, dass danach die Achillessehnen zickig waren und ich sie nicht wirklich ruhig bekommen konnte. Daher entschied ich mich Mitte Juni, mal vier Wochen nur Alternativsport, hauptsächlich Radfahren zu betreiben, was den Sehnen ganz gut tat. Der Laufkondition weniger, aber seis drum.
Und da wir mit einer netten Truppe im Hammer Park verabredet waren, wollte ich die Gelegenheit nutzen, um meine Form und die Reaktionen meiner Gräten auf der Kurzstrecke zu testen.
Der Lauf im Hammer Park ist in der Regel gekennzeichnet durch Temperaturen von 30 Grad aufwärts, fast flüssiger Tartanbahn und gelegentlichen, hitzebedingten Streckenverkürzungen. Aber all das war am heutigen Tage nicht angesagt.
Da das Hammer Parkstadion umfangreich saniert wurde, konnten wir die Laufbahn nicht nutzen und durften uns mit einer Alternativstrecke nur im Park selber begnügen. Der Track an sich war für die Kurzstreckler nahezu identisch, nur dass die Stadionrunden entfielen. Die Langstreckler hatten zudem noch einen Extraschlenker im Norden des Parks geschenkt bekommen.
Stichwort Wetter: im Vorwege hatte es bereits viel geregnet (was die Strecke in einen crosslaufähnlichen Zustand versetzt hatte), aber laut Vorhersage hätte es ab 17, spätestens 18 Uhr trocken sein sollen. Ja ja, hätte hätte, ich weiß. Immer wieder kam ein leichter Landregen runter, der aber aufgrund der vorhandenen 18°C nicht sonderlich unangenehm war. Außerdem hielt das Blätterdach der zahlreichen Parkbäume viel Regen ab.
Um 18:20 Uhr standen also Iris, Michael und ich für die Kurzstrecke bereit und wurden mit ca. 80 weiteren Startern pünktlich auf die Piste geschickt. Bevor es losging stapelte jeder von uns tief, murmelte was von Formschwäche, Hals- oder Knieschmerzen und dass er bzw. sie ganz locker laufen wollte. Ich meinte, da könnte man doch ganz nett zusammen bleiben.

Aber als der Startschuss knallte, hatte Michael gleich mal den Anschluss verpasst, weil Iris sich wie eine Eidechse um die vor ihr Laufenden schlängelte. Ich hatte etwas Mühe, ihr zu folgen, aber es klappte einigermaßen.
Das Tempo war angenehm und die Uhr zeigte mir eine 5:03 Min. auf dem ersten Kilometer. Nur dass das nicht stimmte und ich ca. 15-20 Sekunden schneller unterwegs war, war mir da noch nicht klar. Muss wohl an der Verschattung und den vielen Kurven gelegen haben, die das GPS-Signal irritiert haben. Ok, halten wir fest, dass der erste Kilometer wohl eher in 4:50 Min. passiert wurde.

Das erklärt auch im Nachhinein, warum ich Iris schon nach 400 bis 500 Metern verloren hatte. Sie konnte das Tempo nicht mitgehen, äh laufen. Gut fand ich, dass durch die Startposition weiter hinten viele vor mir liefen, die ich nun langsam aber stetig überholen konnte.
Im Prinzip alle, die ich beobachtet hatte, versuchten die riesigen Pfützen zu umlaufen, um möglichst keine nassen Füße zu bekommen. Das habe ich mir schon beim Einlaufen ausgeredet und konnte so die Leute noch zügiger auf der Ideallinie passieren, auch wenn die Füße danach schmatzende Geräusche im Schuh von sich gaben.
Als die erste Runde passiert war, wartete ich auf auf das Signal für Kilometer zwei. Die Uhr piepste in Höhe des Spielplatzes und zeigte glatte 5 Minuten. Wir erinnern uns, 15-20 Sekunden im Kopf abziehen, macht einen 4:40 bis 4:45er Split.
Auf dem dritten Kilometer konnte ich das Tempo noch ein wenig erhöhen. Es lief einfach ganz locker, obwohl der Puls langsam in hohe Bereiche zu klettern begann. Kilometer 3, kurz vor der zweiten Teichumrundung, war noch mal 7 Sekunden flotter, aber da merkte ich schon, dass ich konditionell meinen Zenit überschritten hatte und etwas rausnehmen musste.

Den letzten halben Kilometer hatte ich noch zwei Leute vor mir, aber die ließ ich ziehen, um nicht durch übertriebenen Ehrgeiz die Orthopädie unnötig zu belasten. Das schützende Blätterdach verlassend gab es auf der Zielgerade noch mal richtig was von oben, was eindrücklich von unserer Fotografin Urte eingefangen wurde. Danke an dieser Stelle, dass Du Dich bei diesem Wetter trotzdem hierher bemüht hast, um uns zu treffen!
Im Ziel blieb die Zeit dann bei überraschenden 18:03 Minuten stehen. Hätte ich nach meiner 4wöchigen Abstinenz nicht gedacht. Iris folgte eine gute halbe Minute nach mir und Michael hatte sich doch glatt auf einen Abstand von 4 Sekunden an Iris herangekämpft. Platz zwei in unseren Altersklassen war der Lohn für unsere Anstrengung auf der Kurzdistanz.
Pitschnass begrüßten wir Danny im Ziel, der sich bereits mental auf die um 19 Uhr folgende Langstrecke vorbereitete. Auf Runde eins begleitete ich ihn noch fototechnisch, danach überließ ich ihn seinem Schicksal. Den Rest bewältigte er echt gut und ließ erfreulicherweise wieder eine ansteigende Formkurve erkennen, nachdem er im ersten Jahresviertel krankheitsbedingt ordentlich Federn lassen musste.
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Streckenkarte