Selektion
22.03.2025 | 9. Schweriner Seentrail | Schwerin
Mit Michaela war ich bereits am Freitagnachmittag nach Schwerin aufgebrochen. Nachdem wir unser Hotelzimmer mit Seeblick bezogen und uns häuslich eingerichtet hatten, machten wir uns zu Fuß über den Schloßpark auf nach Sport Schefe, um meine Startnummer abzuholen. In der Mecklenburgstraße angekommen sahen wir schon das Zelt vor dem Laden, wo nette Menschen darauf warteten, uns die begehrte Nummer in die Hand zu drücken.
Das mit dem kalten und warmen Start muss ich kurz erklären. Die Wettkampfbesprechung fand um 9:30 Uhr in der Turnhalle nahe des Ziels statt, im Prinzip der Dreh- und Angelpunkt der Veranstaltung. Als alle Teilnehmenden aufgeklärt waren, versammelte sich die Meute um 10 Uhr auf der Straße vor der Turnhalle zum Kaltstart, um gemütlich von dort gute 2,6 km zum eigentlichen Start (dem Warmstart) am Schweriner Schloss zu traben. Besonders beeindruckend war der Moment, als wir die Fußgängerzone runter direkt aufs Schloß zuliefen.
Das Wetter war fast perfekt. Wieder einmal gab es strahlenden Sonnenschein bei gemittelten 11°C. Am Anfang war es etwas kühler, was sich dann im Laufe des Wettkampfes änderte. Ich war froh, in "kurz" losgelaufen zu sein und beneidete diejenigen in keinster Weise, die längärmelig oder in langen Hosen unterwegs waren. Ein wenig störend, aber nicht weiter schlimm, war der stramme Ostwind, der meistens von der Seite kommend über den See pfiff.
Schon nach 2,6 Kilometern schickte uns der Veranstalter das erste Mal ins Unterholz. Vom schön zu laufenden Radweg mussten wir gleich mal eine nette kleine Rampe hochkraxeln, dann über einen Singletrail weiterlaufen, um mittendrin in einem Stau steckenzubleiben, weil es den gerade erklommenen Anstieg steil wieder runter ging. Nach 800 Metern war das Trail-Odeuvre gegessen und wir durften wieder den Radweg nehmen.
Es ging vorbei am Außenzaun des Schweriner Zoos und entlang des Zippendorfer Strandes. Ich fands schön, hier mal wieder entlangzukommen. Danach führte uns die Strecke ein bisschen durch ein Waldgebiet, aus dem wir nach knapp 7 Kilometern hart an der B321 entlang mussten, was ein kräftiges Kontrastprogramm zu der vorher erlebten Natur bedeutete. Aber Naturerlebnisse sollten wir in Kürze noch reichlich bekommen.
Nun folgte der Einstieg in das Naturschutzgebiet und der schönste, aber auch härteste Teil der gesamten Strecke. Meine sympatische Namensvetterin Ida-Sophie würde sagen, dass es jetzt "sehr technisch" werden würde. Zuerst war der Waldweg noch eingermaßen breit und gut zu laufen, aber er wurde immer schmaler und schlängelte sich immer mehr durchs Unterholz.
Hier war echt höchste Konzentration gefordert, da eine kleine Unachtsamkeit dazu führen konnte, dass man abrutscht und im See landet, weil der Singletrail häufig ganz knapp an der Wasserkante entlanglief. Immer wieder mussten wir über querliegende Bäume staksen oder uns unter schrägstehenden Bäumen durchquälen. Mich selbst hat es kurz hinter der Stelle, an der man steil runter an einem Seil entlanghangeln musste, auf die Knie gezwungen, weil ich mit dem Fuß irgendwo hängengeblieben bin. Aber bis auf eine leichte Verstauchung am rechten Ringfinger war nichts passiert. Dass das Gelenk immer dicker wurde, habe ich eh erst Kilometer später gemerkt, weil ich so konzentriert war und unter Adrenalin stand.
Nach echt anstrengenden 8 Kilometern durch das Naturschutzgebiet war der zweite Verpflegungspunkt bei Kilometer 19 in Leezen erreicht. Hier gönnte ich mir einen Moment, um meinen Wasservorrat aufzufüllen. Das war etwas fummelig, da ich es nicht geübt hatte, aber schnell war die Trinkblase am Wasserkanister wieder voll. Dachte ich...
Kurz nach Kilometer 25 war ich am Parkplatz Paulsdamm verabredet. 13:11 Uhr hatte ich Michaela vorhergesagt und eine halbe Minute später bog ich um die scharfe Kurve dort. Schon von der Brücke aus konnte ich sie nicht erspähen und als ich den Parkplatz passierte, wurde es zur Gewissheit, dass wir uns wohl verpasst hatten. Etwas enttäuscht trottete ich weiter und der Schnitt sank auf etwas über 7 Minuten ab. Als ich dann links in den Frankenhorst abbog, sah ich auf einmal Michaela bei Kilometer 26 stehen und mich anfeuern. Ich reduzierte etwas und wir liefen gut 100 Meter zusammen, um das Nötigste auszutauschen. Das war schön und motivierte für den Rest.
Richtig fieß war danach eine Singletrailpassage, die um ein Feld herumführte. Blöderweise fing ungefähr ab hier mein rechtes Knie an, mächtig weh zu tun. Ich versuchte es zunächst zu ignorieren, aber das half nicht und wurde so heftig, dass ich kurz davor war, Michaela anzurufen und mich einsammeln zu lassen. Nur wäre das hier mitten in den Karpaten ausgesprochen schwierig geworden. Aber ein bekennender Christ hat ja immer eine Geheimwaffe dabei ;-) Ihr ahnt es schon, oder? Jedenfalls wanderte ein Stoßgebet nach oben und "wie von Zauberhand" gingen die Schmerzen im Knie weg.
Auf echt schönen Trails liefen wir weiter entlang des Sees, viel über hügelige Wiesen, bis wir kurz nach Kilometer 30 den Park Sachsenberg querten. Hier lief Ulli, der als Ultra-Teilnehmer dort schon 58 Kilometer in den Beinen hatte, von hinten auf mich auf, überholte mich und fragte mit breitem Grinsen, ob ich den Kinderlauf mitmachen würde. Aufgrund meiner Müdigkeit fehlte mir die notwendige Schlagfertigkeit und ich beließ es dabei, ihm seine Boshaftigkeit zu vergeben.
Das Ziel mit dem blauen Kran war auf der Seeseite gegenüber bereits sichtbar und der Sprecher deutlich hörbar, trotzdem war für mich noch ein bisschen was zu leisten. Endlich erreichte ich die letzte Brücke und passierte Kilometer 33 mit 6:37 Minuten. Fühlte sich fast an wie fliegen, besonders, wenn man den einen oder anderen Mitstreiter hinter sich lässt. Noch einen kleinen Bogen auf der Rückseite der Alten Brauerei vorbei und schon war die letzte Kurve erreicht.
Route map for Schweriner Seentrail 33 Km by Bernd Hegemann on plotaroute.com
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