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01.04.2023  |  1. Norderstedter Stadtparklauf  |  Norderstedt

Das Beste kommt zum Schluss
[von Bernd Hegemann]
Am heutigen 1. April fand die dritte Premiere der BSV Wald- und Crosslaufserie statt. Die Philips LG hatte nach vielen Jahren das Niendorfer Gehege verlassen und sich als neue Location den Norderstedter Stadtpark ausgewählt. Ich hatte dort vor zwei Wochen einen Testlauf durchgeführt, um die Strecke kennenzulernen und ein Höhenprofil aufzuzeichnen, da stellte sich der Start/-Zielbereich noch als große Baustelle hermetisch mit Absperrgittern verrammelt dar (siehe rechts). Gut, die Baustelle existierte zwar noch, aber wenigstens konnten wir den Bereich der Waldbühne nutzen.

Der Veranstaltungsbereich war richtig klasse, fies dagegen war das Wetter. Über den Stadtparksee pfiff ein strammer Wind und gelegentlich kamen ein paar Regentropfen runter. Das erinnerte mich an meine letzte Veranstaltung hier, als ich bei Sturm und Eiseskälte 30 Kilometer um den See gestoppelt war. Gut, so kalt und schlimm war es dann doch nicht. Trotzdem verlegte der Veranstalter nach Protesten der Langstreckler, die als erstes auf die neue Strecke durften, die 300 Meter lange Trailpassage 10 Meter weiter auf die Promenade am See längs, weil es einigen wohl zu rutschig geworden war.

Ich verstehe die Entscheidung der Verantwortlichen, habe dazu aber meine eigene Meinung. Für mich gehört es einfach zu einem Lauf dieser Art dazu, sich auch mal "die Schuhe schmutzig zu machen". Demzufolge war ich ein klein wenig enttäuscht, dieses Stück auf der Kurzstrecke nicht laufen zu dürfen.

Da es sich bei diesem Lauf um den letzten der Serie handelte, ging es unter anderem um die Abrechnung im Gesamtklassement. Die Vorbedingungen in der M55 auf der Kurzstrecke waren wir folgt:



Martin lag uneinholbar in Führung, vor Frank, mir und Sönke. Auf dieser Basis gab es für mich drei Szenarien: Szenario 1: Wenn Sönke den Lauf heute gewinnen sollte, schnappt er mir den dritten Platz vor der Nase weg. Das war dahingehend nicht unrealistisch, da er schon im Klövensteen eine beeindruckende Leistung abgeliefert und sogar Frank hinter sich gelassen hatte. Dagegen sprach, dass er eine Stunde vorher noch die Mittelstrecke laufen wollte. Szenario 2: Martin startet ebenfalls und holt erwartungsgemäß Platz 1. Dann würden Sönke und ich uns den dritten Platz teilen. Szenario 3: Ich bringe das Kunststück fertig und lasse Sönke hinter mir. Damit hätte ich Bronze sicher und Sönke verdrängt.

Am Mittwoch hatte ich noch in die Meldeliste geschaut und gesehen, dass sich die ersten 5 des M55er-Klassements gemeldet hatten. Daher war für mich klar, dass Szenario 1 nicht mehr greifen würde und ich Platz 3 auch ohne große Anstrengung sicher hätte. Mit diesem, wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte, falschen Wissen machte ich mich auf den Weg nach Norderstedt und lief mich ein wenig ein. Bereits hier merkte ich, dass der Wind ordentlich das Tempo runterzieht, wenn man ihm ausgesetzt ist.

Zurück am Start schnackte ich kurz mit Jens, der schon die Lang- und Mittelstrecke in den Beinen hatte und jetzt nur noch locker austraben wollte. Nachdem wir von Ulli zu einem Foto "genötigt" wurden, stellten wir uns an den Start und ich suchte nach meinen bekannten M55-Mitstreitern. Komischerweise fand ich weder Martin noch Frank im Starterpulk. Und somit war für mich schlagartig Szenario 1 wieder relevant. Sprich ich konnte und durfte nicht locker laufen, da mir ein startender Sönke noch die Butter vom Brot nehmen könnte.

Ich checkte weiter die Menge, konnte Sönke aber nicht entdecken. Aber 100%ig sicher war ich mir nicht, dass ich ihn nicht doch übersehen hatte. Daher stand die Marschrichtung fest: Gas geben und nicht überholen lassen!

Um 16:30 Uhr knallte der letzte Schuss der Serie 2022/2023. Eine für mich ungewohnte und komische Startzeit, aber egal. An Position 8 liegend driftete ich aus dem Bereich der Waldbühne und vergewisserte mich, dass wirklich kein M55er vor mir lief. Danach gings rund, d.h. wir durften zwei kleine Runden durch ein sumpfiges Waldgebiet drehen. Ich hatte mich vorher gefragt, wie das wohl klappen würde und ob man auf diesem Stück nicht auf die langsamer Laufenden aufläuft. Das passierte auch, allerdings war genug Platz, so dass man problemlos passieren konnte.

Als wir den Kreisel und den Kräuter-Erlebnisgarten hinter uns gelassen hatten, stemmte sich der Wind wie eine Wand auf der freien Fläche gegen uns. Hier überholten mich zwei weitere Läufer, so dass ich auf Platz 10 rutschte. Ich war froh, als es kurz danach schräg links Richtung Hochseilgarten ging und der Wind durch die Bäume jetzt abgeschwächt wurde. Apropos abschwächen, die Pace, die auf dem ersten Kilometer noch bei 4:25 Minuten lag, sank auf dem zweiten Kilometer auf 4:40 Minuten. Ist halt nicht meine Tageszeit ;-)

Außerdem rechnete ich immer noch mit Sönke, daher behielt ich mir ein paar Reserven zurück. An den Treppenstufen angekommen hörte ich Schritte hinter mir und musste Katharina als erste Frau ziehen lassen, die wie eine Dampflok die kleine Erhebung hochpreschte. Bei mir sank das Tempo fast auf einen 6er Schnitt ab, aber oben auf der Promenade angekommen, konnte ich wieder Fahrt aufnehmen. Das war auch notwendig, denn mittlerweile schob sich eine Polizistin an mir vorbei, die ich aber abwehren konnte.

Doch von der Promenade runter wieder in den Wald hatte sie mehr Speed und passierte mich mit einem HPA-Läufer im Schlepptau. Das war mir in dem Moment egal, da ich nach einem kurzen Schulterblick kein rotes Sönke-Trikot entdecken konnte. Nun bedrängte mich aber die dritte Frau, die sich fast in Zeitlupe an mir vorbeikämpfte. Und da ich Gentleman bin, ließ ich ihr natürlich nicht den Vortritt, sondern bot ihr an, die Polizistin vor uns zu attackieren.

Demzufolge steigerte ich das Tempo stetig von einem 4er Schnitt bis hoch auf einen 3:10er, passierte den HPA-Mann und dann die Polizistin, die sich wiederum motiviert sah, sich in meinen Winschatten zu klemmen. Ich hörte Schritte hinter mir, konnte sie aber nicht zuordnen und drückte weiter, damit ich nicht noch überholt wurde. Ganz knapp nach mir, aber noch in derselben Sekunde, finishte die Polizistin hinter mir. Chapeau.

Ich war erst Mal ein wenig außer Atem und versuchte trotzdem, den Zieleinlauf im Auge zu behalten. Als ich Jens mit einem AK-Kollegen gute zwei Minuten später ins Ziel trudeln sah, wurde mir langsam klar, dass ich wohl die M55 gewonnen haben könnte. Aber sicher war ich mir immer noch nicht. Deswegen wollte ich auch abwarten, bis die Ergebnisse im Netz standen. Und dort sah ich dann, dass ich nach dem Lauf im Stadtpark zum zweiten Mal in dieser Serie einen AK-Sieg abstauben konnte.

Außerdem wurde klar, dass ich beim Blick in die Meldeliste nicht richtig informiert war. Sönke hatte seine Meldungen kurzfristig zurückgezogen, so dass bereits vor dem Lauf fest stand, dass er nicht dabei sein würde. Trotzdem danke, dass mich stattdessen ein Phantom zu dieser Leistung motiviert hat :-)

Was fast noch besser war, als der AK-Sieg, war die abschließende Platzierung im Gesamtklassement. Dadurch, dass Sönke sich abgemeldet hatte, fiel er aus der Wertung, was bei mir die Platzierung beim Lauf im Volkspark (Süd) von 3 auf 2 verbesserte. Zusammen mit dem heutigen AK-Sieg summierte sich das alles zu 9 Punkten, was zur Folge hatte, dass ich sogar noch Frank auf dem Silberrang einholen konnte und mir jetzt zusammen mit ihm die Medaille teilen darf!!!1Elf



Ich gebe zu, dass ich zum Start in die Serie und dem damit verbundenen Wechsel in die M55 gehofft hatte, auf das Podest zu kommen. Aber dass es zum Ende hin auch noch der geteilte zweite Platz geworden ist, freut mich ganz besonders. Wobei ich an dieser Stelle betonen möchte, dass sowohl Frank als auch Sönke im direkten Vergleich stärker sind als ich und die Platzierung durch glückliche Konstellationen zustande gekommen ist. Ein vierter Platz wäre für mich realistischer gewesen.

Seis drum, ich freue mich über das beste Gesamtergebnis in all den Jahren meiner Teilnahme. Außerdem war mir aufgefallen, dass ich zum ersten Mal einen kompletten Durchmarsch hingelegt und alle Läufe der Serie mitgemacht habe. Noch eine Premiere :-) Strike


Streckenkarte


Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0


Höhenprofil

Wetter und Boden
[von Bernd Hegemann]
5°C, bedeckt, Wind stark aus nord-ost, Untergrund gemischt, nass
Ergebnis(se) in 2023
3020 Meter
11. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   13:08 Min.   (4:21) 1.M55   12 % /17 %   
Ergebnisse im Internet
[von Bernd Hegemann]
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[von Bernd Hegemann]
 
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