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20.03.2016  |  29. Hochbrueckenlauf  |  Kiel

Once more please
[von Bernd Hegemann]
Uli Sauer beschreibt in dem Intro seines Blogs den Drang, immer wieder beim London Marathon starten zu wollen mit den Worten "Don't want to stop it. Like little kids I beg: 'Once more, please. Every year, please, once more.'". So ähnlich ging es mir nach dem Hochbrückenlauf 2014. Die Eindrücke von dort waren so euphorisierend und das ganze Laufjahr 2014 fast schon getragen durch dieses Ereignis.

Demzufolge wollte ich schnellstmöglich wieder in Kiel an den Start gehen, schaffte es aber 2015 nicht. Doch in diesem Jahr sollte es passieren. Die Vorbereitung war, wie so oft bei mir, eher suboptimal. Noch im Oktober/November krankheitsbedingt ausgefallen waren dann die Folgemonate geprägt von vorsichtigen Steigerungen der Umfänge, gepaart mit einem anderen, prioritätsmäßig höher angesiedelten Projekt mit dem furchteinflößenden Namen "Umzug". Aus diesem Grund war ich denn auch wettkampfmäßig wenig ambitioniert und froh, zwischen dem Verfeinern meiner grobmotorischen handwerklichen Fähigkeiten immer mal wieder Zeit abzuknapsen und laufenderweise die Birne freizubekommen.

Und heute war es endlich wieder so weit. Obwohl ich mich die Tage zuvor nicht gut gefühlt hatte, ging es mir an diesem Sonntag ausgesprochen gut. Am Sonnabend angereist nächtigten Michaela und ich in einem knuffigen Hotel in Kiel, um für die Anfahrt keine 20 Minuten anstelle von mehr als einer Stunde zu benötigen. Im Gegensatz zu vor 2 Jahren gab es keinen Tiefnebel, dafür aber dichte Wolken, die nur ab und zu die Sonne durchließen bei Temperaturen von 7 bis 10°C.

Wie immer gingen die Langstreckler um 10 Uhr auf die Piste. Meine Vorgabe für den Lauf war weniger restriktiv, ich wollte einfach locker flockig und ohne große Anstrengung über die Runde kommen. Dafür schlug ich ein Tempo an, was ich in den vergangenen Wochen häufig gelaufen war, also um die 5:30 Min./km.

Die ersten drei Kilometer ging es entspannt durch das Projensdorfer Gehölz in einem Bogen um den Erlenkampsee. Beim Überqueren der Gleise kam tutend eine Lok auf uns zu und die Streckenposten bekamen schon ganz sorgenvolle Gesichter, dass die Bahn die Läufer umnieten würde. Aber diese einsame Lok (bzw. der Lokführer) wollte uns vermutlich nur anfeuern und verringerte sein Tempo, so dass es zu keinen Problemen kam.

Danach ging es einen knappen Kilometer durch ein Wohngebiet, um dann nach einer kleinen, knackigen Steigung in einer 180°-Kehre auf die Eckernförder Straße zu biegen. Dieser folgend kamen wir dann auch recht schnell zur Levensauer Hochbrücke, die ohne störenden Nebel eine wunderbare Sicht auf den Nordostseekanal freigab. Schon beeindruckend, diese riesigen Pötte zu betrachten.

Kurz danach kam schon die erste Verpflegungsstelle. Mit intensiver Trommelbegleitung spülte ich mit warmem Tee das zuvor konsumierte Powergel nach. Das Tempo für die ersten 5 Kilometer war gut und lag bei knappen 5:37 Min./km. Danach startete die Dörfertour, angefangen mit Altwittenbek bei Kilometer 6,5. Erwartungsgemäß folgte Neuwittenbek bei Kilometer 8. Gelaufen wurde hauptsächlich auf dem etwas unebenen Radweg, der sich teilweise lang und schnurgerade hinzog, immer mal wieder die eine oder andere topologische Welle mitnehmend.

Zwischenzeitlich kam ab und an die Sonne durch. Diese Phasen versuchte ich fotografisch besonders auszunutzen, weil das wolkenverhange sonst so trostlos ausgesehen hätte. Bei Kilometer 10 war die Warleberger Mühle erreicht und mein Schnitt auf den letzten 5 Kilometern lag bei 5:35 Min./km. Auf diesem Teilstück war optisch nicht viel los. Das einzige Highlight war m.E. eine Biogasanlage vor Kilometer 11.

Als wir bei Kilometer 13 Gut Warleberg passierten, wurden wir von den wenigen an der Strecke stehenden Zuschauern kräftig angefeuert. Jetzt wurde der Feldweg verlassen und es folgte wieder ein langes Teilstück auf dem Radweg entlang der Hauptstraße nach Neuwittenbek. Kilometer 15 war erreicht und mein Schnitt der letzten 5 km lag bei knappen 5:27 Min./km. Hier über die Felder konnte man wirklich gut rollen lassen und ich hatte versucht, bei Gegenwind immer wieder schützende Läufer vor mir zu nutzen.

Ab jetzt ging es für 2,5 Kilometer auf dem gleichen Weg zurück Richtung erstem Verpflegungspunkt. Ach ja, ich hatte ganz vergessen zu berichten, dass wir bei Kilometer 12 den zweiten Verpflegungspunkt passiert hatten. Jetzt bei Kilometer 17,5 gönnte ich mir Wasser statt Tee, bog rechts ab Richtung Nordostseekanal und freute mich schon auf die nun folgende Etappe.



Die Strecke unten am Kanal entlang ist wirklich schön und eines der absoluten Highlights der ganzen Strecke. Vier Kilometer läuft man ganz nah am Wasser entlang und kann mit den großen Pötten richtiggehend auf Tuchfühlung gehen. Bei Kilometer 20 hatte ich für die zurückliegenden 5 Kilometer 5:33 Min./km benötigt. So langsam merkte ich, dass das Laufen nicht mehr ganz so locker war, aber ich versuchte mich mit der tollen Umgebung abzulenken (siehe oben).

Wie bereits bekannt bog die Strecke bei Kilometer 22 links ab, direkt hinter der Holtenauer Hochbrücke, die es nun zu erklimmen galt. Mal eben 50 Höhenmeter auf den folgenden 1,5 Kilometern sind echt nicht ohne, vor allem wenn man schon gut 20 Kilometer in den Beinen hat. Dafür wird man dann am Kulminationspunkt aber mit einem wunderbaren Blick auf die Schleuseninsel belohnt. Ganz zu schweigen von dem anschließenden Gefälle, wo man wunderbar "die Beine baumeln lassen" konnte.

Nach der Brückenüberquerung bogen wir hinter Kilometer 24 links ab, um auf unebenem Geläuf wieder Waldluft zu schnuppern. Bereits bei Kilometer 25 hatten wir die Holtenauer Brücke unterquert und liefen parallel zum Nordostseekanal. Meine Splitzeit für die letzten 5 Kilometer war aufgrund der Steigung auf 5:47 Min./km geklettert, was mir aber herzlich egal war. Denn jetzt hieß es, die fiesen kleinen Rampen schadlos zu überstehen, die die nächsten 3 Kilometer auf uns warteten.

Die letzten Kilometer klappten ganz gut, obwohl meine Beine und Kreislauf der Meinung waren, dass jetzt endlich mal Schluss sein sollte. Der Puls ging die letzten dreieinhalb Kilometer auf über 160, ein Wert, den ich die letzten Wochen nicht erreicht hatte. Kein Wunder, dass da der Kreislauf meckert. Daher verzichtete ich auf einen Schlussspurt und freute mich, Michaela wartend vor dem Stadion zu erspähen.

Die Zeit ist knapp 10 Minuten schneller als vor zwei Jahren, was aber keine besondere Leistung ist. Ich bin froh, nach den gesundheitlichen Malessen im Winter und den Strapazen des Umzugs trotzdem wieder einen längeren Kanten gelaufen zu sein.


Zur kompletten Bildergalerie geht es hier lang.


Streckenkarte


Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0


Höhenprofil

Wetter und Boden
[von Bernd Hegemann]
10°C, bewölkt, Wind leicht aus nord, Untergrund gemischt, trocken
Ergebnis(se) in 2016
28,5 Kilometer
308. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   2:39:34 Std.   (5:36) 53.M45   58 % /70 %   
Ergebnisse zu dieser Veranstaltung in allen Jahren
28,5 Kilometer
308. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   2:39:34 Std.   (5:36) 53.M45   58 % /70 %   2016
470. Bernd Hegemann   SG Gruner+Jahr   2:49:18 Std.   (5:56) 105.M45   78 % /85 %   2014
Ergebnisse im Internet
[von Bernd Hegemann]
Link zur Homepage
[von Bernd Hegemann]
 
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